Südskandinavien vom 03. - 21. Juli 2022:

Mit dem Wohnmobil nach Skandinavien: die Standardtour, wenn das Wetter mitspielt.

03. Juli: Start mittags um halbzwölf bei 29 Grad. Nach einer Kaffeepause in der Braaker Mühle bei Hamburg und einem Abschiedskaffe mit unserer Tochter geht es weiter nach Friedrichstadt. Dort sind direkt am Stadtrand ganz neue Stellplätze entstanden. Zu Fuß ist man in fünf Minuten im Stadtzentrum. Regen kündigt sich an.

04. Juli: Weiter durch Dänemark nach Hirtshals. Vorher noch ein Zwischenstopp bei einem Lieferanten in Kolding, bis dahin also Dienstreise. Als wir am Tornby Strand Camping bei Hirtshals ankommen regnet es in Strömen. Man kann hier mit dem Wohnmobil bis auf den Strand fahren und Sonnenuntergang gucken. Zum Übernachten muss man aber runter.

05. Juli: Punkt zehn startet die Fähre nach Kristiansand, es regnet schon wieder. Die See ist rauh, die Passage unruhig. Hinter uns kotzt sich ein Mädel die Seele aus dem Leib, während ihr Freund ihr aus dem Internet vorliest, was gegen Seekrankheit hilft. Sie verweigert alle guten Ratschläge, Gott sei Dank auch die schlechten und kotzt weiter. 12:30 Uhr Ankunft in Kristiansand. Erste Nacht in Norwegen auf dem Roligheden Camping, die Sonne scheint. Am Hafen Fiskebrygga wird gefeiert. Schon nachmittags gibt es ordentlich teuren Alkohol. Abends Krisensitzung. Die Wettervorhersage für die Westküste ist gar nicht sommerlich, also schmeißen wir unsere ursprüngliche Planung über den Haufen und beschließen, der Sonne hinterher zu fahren. Und die scheint laut Wetter-App am nächsten Tag in Arendal.

06. Juli: Nach einem kurzen Abstecher ins Landesinnere fahren wir entlang der Küste Richtung Osten. Und wenn schon Norwegen, dann richtig. Nix E18 oder S401, sondern die schmale Straße nach Ulvøysund. So lange mir 7,5-Tonner entgegenkommen kann nichts passieren. Und siehe da, wir kommen durch bis Lands End. Der Parkplatz ist groß genug zum Wenden und Fotomotive gibt es unterwegs genug. Die Norweger sind freundlich und machen unserem großen Gefährt Platz ohne nach der Vorfahrt zu fragen. An Lillesand und Grimstad vorbei führt uns die Reise weiter zum Nidelv Camping auf Hisøy, vor den Toren von Arendal. Ein schöner Platz mit tollem Restaurant.

07. Juli: Heute ist Fahrradtour angesagt. Gestern gab es einige schöne Flecken, wo wir nicht anhalten konnten, also zurück mit dem E-Bike. Zuerst zum Storesand in Fevik und dann weiter nach Grimstad. Ein wunderschönes Städtchen mit weißen Holzhäusern netten Lokalen und - für uns Norwegenneulinge - dem ersten Vinmonopolet. Auf der Rücktour wieder der Versuch so nah wie möglich an der Küste zu fahren, sollte mit dem Fahrrad ja kein Problem sein, doch irgendwann ist Schluss. Ein nettes Ehepaar zeigt uns eine Abkürzung zurück auf den Weg zum Campingplatz, abenteuerlich, aber eben kurz. Abendessen im Restaurant des Nidelv Camping. Terrasse direkt am Wasser, wir gehen zu Fuß hin, die Norweger kommen aus der ganzen Umgebung mit ihren Booten an. Die Bude ist brechend voll, die Abendsonne scheint, schööön.

08. Juli: Arendal. Wo stellt man sein Wohnmobil am Besten ab, um diese Stadt zu erkunden? Am Stadion. Schotten dicht und ab aufs Rad. In der Innenstadt ist alles fußläufig erreichbar. Vom Schwimmbad im Yachthafen über Tyholmen bis zum Pollen, dem alten Hafen. Ein Muss ist Glassheisen. Für wenig Geld geht es mit dem Aufzug zu einer Aussichtsplattform, von der man die Stadt und noch mehr überblicken kann. Für etwas mehr Geld bekommt man einen flotten Herrenhaarschnitt. 65 Euro inkl. Massagesessel. Hält aber auch für sechs Wochen. Am Nachmittag fahren wieder weiter ins Landesinnere zum Nisser. Das Internet verspricht uns da einen schnuckeligen Campingplatz mit einer sehr netten Betreiberin: Anne. Als wir ankommen, winkt sie uns schon zu. Anne spricht deutsch und gibt uns einen Stellplatz auf einem kleinen Felsplateau direkt am Wasser, traumhaft, aber stürmisch. Während wir dinieren, kommt unser norwegischer Nachbar vorbei und bietet uns an, nach dem Essen zu ihnen ins Vorzelt zu kommen, winddicht und beheizt. Wir nehmen die Einladung gerne an und eine Flasche Wein mit, ordentlich verzollt natürlich. Allerdings sind unsere Gastgeber bestens vorbereitet. Es wird ein netter Abend bei Rolf und Nancy und um 1:30 Uhr gehen wir ins Bett, es ist noch hell. 

09.Juli: Weiter geht es zum Telemarkkanal nach Lunde. Anne hat keine Entsorgungsstation und nachdem wir schon tags zuvor unser Grauwasser nicht losgeworden sind, weil ein Nobelfahrzeug genau über dem Gulli geparkt hat, wird es jetzt langsam Zeit. In Vrådal gibt es eine Entsorgungstation hinter einem kleinen Einkaufszentrum, sagt Anne, da ist heute aber Dorffest und die Entsorung wegen Umbau geschlossen - yes. Also weiter mit der Gülle bis zum Telemark Kanalcamping in Lunde. Der liegt direkt an einer der vielen Schleusen des Telemarkkanals und hat - ganz nebenbei und thank god - eine Entsorgungssattion. Lunde selbst gibt nicht viel her, außer dass Atle Skårdal hier geboren ist, die Skifreunde wissen, von wem die Rede ist.

10. Juli: Heute eine ganz besondere Challange: wir begleiten das alte Schiff Victoria von der Schleuse in Hogga bis zur Schleuse in Ulefoss. Das sind knapp 20 Kilometer, für die wir laut Routen- und Schleusenplaner vier Stunden Zeit haben. Kein Problem also. Kein Problem? Von wegen. Der größte Teil ist Schotterpiste mit Steigungen von 15 % und Abfahrten bis 50 km/h. Die Schleusen mit ihren Holztoren werden immer noch von Hand betrieben, das bringt Zeit für uns, aber am Ende schaffen wir es geradeso zeitgleich mit der Victoria in Ulefoss anzukommen. Ein besonderes Highlight ist die Vrangfoss-Schleuse. Dort fahren die Schiffe über fünf Kammern 23 Meter bergauf bzw. -ab. Zurück nach Lunde fahren wir entlang der S359, machen noch einen kurzen Badestopp am Nomestrand, da kann man auch mal für eine Nacht mit dem Wohnmobil stehen.

11. Juli: Heddal soll eine der schönsten Stabkirchen in Südnorwegen haben, das wollen wir sehen. Zwischen Lunde und Heddal liegt aber erstmal Bø. Nichts spektakuläres hat aber einen Vinmonopolet, das muss man doch mal nutzen. Die Preise sind eigenartig: ein Amarone kostet ungefähr so viel, wie in Deutschland, der Eierlikör dafür das 4-fache. Heddal ist einen Abstecher wert. Die Stabkirche wie aus dem Bilderbuch. Jetzt wird es aber wieder Zeit für Meer. Über Notodden fahren wieder Richtung Süden bis nach Kragerø. In der Nähe gibt es den Campingplatz Lovisenberg. Terrassenförmig angelegt, für Familien mit Kindern sehr schön. Wer Ruhe habe will muss sie aber suchen. Abends mit dem Bike rein nach Kragerø, lecker Abendessen am Hafen. Der Norweger kommt, wie auch sonst, mit dem Boot. Zwei Mädels in weißen Jeans besteigen ein Jetski und gehen auf Pirsch, macht sich auch besser in den Schären, als eine Vespa.

12. Juli: Unser nächstes Ziel heißt Hummerbakken Camping. Wer uns findet, findet uns gut, schreiben die im Netz und da ist was dran. Unsere Nachbarn gestern in Kragerø kommen von da und haben uns wertvolle Tipps gegeben, damit wir nicht dran vorbeifahren. Der Platz wird von zwanzig Dauercampern betrieben, die einen Teil der Fläche einnehmen. Der Rest der Wiese liegt an einem kleinen Fjord und hat alles, was man braucht: Strom und Wasser am Platz. Dusche, WC und Entsorgung am Eingang. Die Aussicht ist genial, und wenn man Glück hat gibt es einen coolen Sundowner. 

13. Juli: Den Platz kann man natürlich nicht nach einer Nacht verlassen, also kriegt Carlos heute frei und wir fahren mit dem Fahrrad nach Larvik. Vorbei an Gemüsefeldern passieren wir Stavern, dazu gleich mehr. Larvik ist eine Hafenstadt, die in den letzten Jahren aufgehübscht wurde. Heute ist hier ein Speedboat-Race. Sonst ist nicht viel los, also zurück, nach Stavern. Dort wird an diesem Wochenende ein Fest gefeiert. Mit Markt und Blasmusik, ansonsten auch nicht mehr los, aber noch ein schönes Abendessen am Hafen.

14. Juli: Die Franzosen feiern heute ihren Nationalfeiertag und wir Abschied von Norwegen. Mit der Fähre geht es von Sandefjord nach Strömstad in Schweden. Eine schöne Tour, wir kreuzen die Einfahrt des Oslofjordes und schippern durch die Schären. Irgendwie hat der Zufall es so gewollt, dass wir mit unserem Fahrzeug ganz vorne auf der Fähre stehen, heißt: Erster in Schweden und los. Für eine Nacht stehen wir auf dem Bjälveröds Camping schön unter Kiefern. Ein hübscher Platz direkt am Wasser. Unser Nachbar hat einen US-Wohnwagen aus Elvis' Zeiten und die passende Karre dazu. Nur die Sanitäreinrichtungen sind für die Größe des Platzes doch sehr begrenzt. Dafür gibt es eine Hundedusche und einen tollen Sonnenuntergang.

15. Juli: Während wir in Norwegen jederzeit einen freien Stellplatz bekommen haben, gestaltet sich das in Schweden etwas schwieriger. Juli ist Urlaubszeit und ganz Schweden tummelt sich an der Westküste. Aber erst einmal Fjällbacka, ein wunderschönes Örtchen direkt an den Schären. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, kann den Weg über Geröll und Treppen zur Kungsklyftan nehmen und wird dafür mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Danach startet die tägliche Suche nach einem Stellplatz. Jeden Tag telefonieren, mailen und frei Schnauze anfahren. Am Ende haben wir immer was schönes gefunden, heute Älgbergets B&B. Michel aus Lönneberga läßt grüßen. Ein kleiner Pferdehof mit ein paar Hütten und Stellplätzen, nur einen Kilometer neben der Hauptstraße von Stenungsund nach Ucklum, oder andersrum.

16.Juli: Wir fahren nach Uddevalla. Dort gibt es eine schwebende Promenade entlang der Felsküste. Nett gemacht, wenn man nicht auf die andere Seite des Fjordes guckt, dort ist nämlich Industire pur. Weiter gehts zum Sörbostrands Camping an den Vänern. Das einzige Mal, dass wir in Schweden telefonisch einen Platz bekommen haben, der muss erst mal gesichert werden. Danach wieder zurück nach Trollhättan. Heute ist Falls Day, heißt: die Schleusen werden alle zwei Stunden geöffnet und künstliche Wasserfälle erzeugt. Ein Schauspiel, das tausende Menschen anzieht, die Brücke an der Kungsgrottan ist gerammelt voll. Nach 10 - 15 Minuten ist alles vorbei, wer zu spät war muss jetzt 75 Minuten warten. Rechtzeitig zum Abendessen sind wir zurück am Sörbostrand und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Neben uns hat sich ein junges Pärchen eingenistet, das seit drei Wochen mit Auto und Zelt unterwegs ist. Ein paar Nächte haben sie schon wetterbedingt im Auto geschlafen, wer's mag!

17. Juli: Smögen muss man gesehen haben, hat man uns gesagt, also lenken wir unseren Carlos wieder Richtung Küste. Unterwegs ergattern wir einen Platz auf Wiggersvik's Camping, von da aus fahren wir mit den Fahrrädern weiter über Kungshamn und die Smögenbron nach dem gleichnamigen Ort. Geschmackssache würde ich sagen: Das bekannteste Bild von Smögen, die bunten Häuschen an Smögensbryggan sind halt bunt, ansonsten wären sie langweilig, aber wie gesagt: Geschmackssache. Jedenfalls ist der Ort voller Touris, es gibt also welche, die es mögen. Zurück über die Brücke nach Kungshamn zum Abendessen und dann weiter zum Campingplatz. 

18. Juli: Wir haben - Achtung - mittags schon den Stellplatz für die nächste Nacht gefunden, in Marstrand. Und das liegt auch noch am Meer! Kurz bevor man mit dem Auto nicht mehr weiter kommt, weil eine Hälfte des Ortes auf einer Insel liegt, liegt rechts am Wasser ein Wohnmobil-Stellplatz. Und weil wir so früh da sind, bekommen wir einen Platz in der ersten Reihe. Bezahlt wird per EasyPark und weiter geht es mit dem Bike und der Fähre rüber zur Insel. Dort gibt es Restaurants, nette Läden ein Kurhotel und über allem trohnt die Carlstens Fästning. Die Restaurants an der Promenade sind gegen Abend gut gefüllt, weil man da schön dinieren und auf das,von der Abendsonne beleuchtete, Festland gucken kann. Wer auf der anderen Seite der Fähre im Hamnkrogen speist, hat die Abendsonne im Gesicht und guckt auf die gegenüberliegende Inselpromenade im Schatten, aber das muss jeder selbst entscheiden.

19. Juli: Göteborg, zweitgrößte Stadt Schwedens. Den ersten Stellplatz, den uns das Netz empfielt, gibt es nicht, der zweite ist voll, der dritte liegt außerhalb am Unigelände. Aber wir haben ja die E-Bikes, also los. Göteborg hat wunderbare Radwege, die aber entweder an einer Baustelle enden, oder nach links abbiegen, wenn der Routenplaner rechts sagt und natürlich auch anders herum. Eine Schiffstour um die Altstadt ist ihr Geld allemal wert, vor allem weil man anschließend alle wichtigen Punkte noch mal mit dem Rad abklappern kann, wenn man eins dabei hat und der Weg dahin führt, wo man hin will. Am Nachmittag brechen wir auf Richtung Süden, wie fast immer ohne einen Schimmer, wo wir nächtigen sollen. Ausgangslage: Grauwassertank voll, Toilettenkassette voll und der Fahrer war den ganzen Tag noch nicht auf Klo. Am Apelviken Camping bekommen wir den letzten von 450 Touristenplätzen für den Schnäppchenpreis von knapp 77 Euro. Geplant war eigentlich der Nebenplatz Agrell's stugor o camping. Unweit der Einfahrt steht aber ein riesiges Schild, das einen zum Check In führt, so groß, dass man die Einfahrt glatt übersieht und am Ende zum Check In von Apelviken's Camping gelangt. Wenn das mal kein Marketing ist. Egal, alle Tanks sind nach 15 Minuten leer und wir haben einen Platz mit 100 m².

20. Juli: Die Reise neigt sich dem Ende zu, das Drama mit den Stellplätzen nicht. Über Falkenberg und Halmstad fahren wir nach Båstad Camping, voll, der Nachbarplatz hat noch einen Stellplatz frei neben der Grünschnittdeponie, will ich nicht. Am Ende landen wir in der Nähe von Tånga an einem kleinen See mit offiziell 6 Stellplätzen. Dem Besitzer gehört der See, er wohnt genau gegenüber, sieht jeden Neuankömmling  und kommt drei mal am Tag vorbei zum Abkassieren und schnacken. Das Ding ist so lütt, dass es noch nicht mal einen Namen hat. Man fährt von Tånga weiter Richtung Rögle und hinter dem kleine See gehts rechts rein. Wer, wie wir, Glück hat, den fängt der Besitzer schon auf der Straße ab und man bekommt den Weg erklärt. Ein traumhaftes Fleckchen Erde.

21. Juli: Über Helsingborg und Malmö nach Trelleborg und dann mit der Fähre zurück nach Rostock und Parchim, so der Plan. Hört sich einfach an, funktioniert anfangs auch ganz gut, bis Trelleborg. Am Fährhafen hat die Einschiffung begonnen, die ersten Fahrzeuge, Autos mit Wohnwagen und Kindern sind an Bord, dann kommen die Wohnmobile. Auf einmal ein ohrenbetäubender Knall, als ob ein Kran einen 20-Fuß-Container in selbiger Höhe  verloren hätte. Wir frotzeln noch, dass da wohl einer die Einfahrt verpasst hat, dann sehen wir das Unheil. Als ein Wohnmobil auf die Fähre fahren will, bricht ein Teil der Auffahrtrampe ab und das Wohnmobil stürzt fast ins Hafenbecken. Der Fahrer kann zwar Auto und Insassen retten, aber die Front des Fahrzeugs ist bis zur Windschutzscheibe im A...... Das Ganze bringt uns "nur" 45 Minuten Verspätung ein, die der Captain bei sechs Stunden Fahrt wieder aufholt, so dass wir pünktlich in Rostock einlaufen. Nach 2.661 Kilometern ist die Fahrt dann um 22:41 in Parchim beendet. Schön war's!