Deutschland und Südtirol vom 29. August - 11. September 2022:

Von Stau zu Stau nach Südtirol und zurück.

29. August: Bevor es auf große Tour geht, fahren wir erst mal zur Waage: 3.580 kg, wie befürchtet ein leichtes Übergewicht. Hilft jetzt nichts, der Dieseltank wird ja im Laufe der Fahrt leerer und die Vorräte auch, also los nach Uelzen. Am Elbe-Seitenkanal gibt es einen netten Wohnmobilstellplatz mit Blick auf den Yachthafen.

30. August: Nach einem kurzen Verwandtschaftsbesuch nahe Hannover fahren wir weiter Richtung Ruhrgebiet, oder auch nicht. Von Hannover bis Bad Nenndorf geht erstmal gar nichts. Ein Mörderstau zwingt uns zur Abfahrt von der A2. Über Landstraßen versuchen wir Strecke zu machen, so wie fast alle, die nicht auf der Autobahn festhängen, also auch nicht besser. Ab Bad Nenndorf geht es erstaunlicherweise bis zum Kreuz Oberhausen ohne Probleme durch, alles mit Tempomat. Zum Abendessen sind wir mit Urlaubsbekannten verabredet, die uns auch einen Stellplatz auf ihrem Gehöft bei Mönchengladbach zur Verfügung stellen.

31. August: Heute steht der Caravansalon in Düsseldorf auf dem Plan. Wir suchen noch ein paar zusätzliche Ausrüstungsgegenstände für Carlos. In Düsseldorf ist alle bestens organisiert. Parken am P1, Shuttle zum Messegelände und wieder zurück. Nachdem wir noch einem A 380 beim Landeanflug auf den Flughafen zugesehen haben, geht es wieder auf die Piste, Ziel: Eltville am Rhein. Bis jetzt war Dienstreise, ab heute ist Urlaub. Es wird eine kurze Fahrt, ab Leverkusen ist schon wieder Stau. Die A3 Richtung Köln, Bonn, Frankfurt ist dicht. Also runter von der Autobahn und ab Bonn über Koblenz am Rhein lang Richtung Eltville. Eine schöne Tour, die richtig Spaß macht, nur der Rhein macht uns Sorgen. Teilweise ist nur noch die Fahrrinne für die Schlepper vorhanden, der Rest liegt trocken und wird zum Picknick im Rhein genutzt. Am späten Nachmittag erreichen wir Eltville, wo wir einen Stellplatz auf einem Weingut gebucht haben. Der ist neu angelegt, hat Strom, Wasser und Entsorgung aber leider keine Sanitäranlagen, kann ja noch kommen.

01. September: Fahrradtour. Die Rheingau-Riesling-Route führt direkt am Rhein entlang vorbei an Oestrich-Winkel und Geisenheim bis nach Rüdesheim. Von dort hoch zum Niederwalddenkmal (per Seilbahn), einmal durch die Drosselgasse, Mittagessen und wieder ab aufs Rad. Jetzt aber die Weinbergroute über die Abtei St. Hildegard, Schloss Johannisberg und Kloster Eberbach, der Wiege des deutschen Weinbaus geht es zurück zum Stellplatz. Das sind ordentlich ein paar Höhenmeter, aber es gibt überall lecker Wein, schöne Aussichten und vom Kloster Eberbach bis zum Weinhof Martin geht es vier Kilometer nur bergab. Schöner kann ein Tag nicht enden. Doch kann, mit einem schönen Abendessen im Garten des Weingut Crass, ja Crass nicht Krass, aber krass.

02. September: Noch ein Abstecher zu Mutti in Bayern. Unterwegs wieder volle Autobahnen. Ab Heilbronn fahren wir durchs Kochertal über Aalen bis ins Ries.

03. September: Nach fast 1.300 Kilometer sehen wir das, wofür wir los sind: Berge. Über die B2 bis Augsburg, B17 bis Landsberg, B23 Oberammergau und Ettal, wieder auf die B2 durch Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald fahren wir den Zirler Berg hinunter Richtung Inssbruck.

Es ist Samstag und am Wochenende darf der Transitverkehr nach Italien nur über die Brennerautobahn. Was das bedeutet? Stau natürlich, von Innsbruck bis zum Brenner 2 Stunden für roundabout 40 km. Danach sofort runter von der Autobahn und über die Bundesstrasse an Sterzing vorbei nach Brixen. Der Griesserhof ist unser Ziel, wieder ein Weingut. Hier gibt es ein paar Stellplätze direkt auf dem Hof. Man kann parken, wie man will, wenn nicht ein anderes parkendes Auto im Weg steht, sonst knallts. Ist uns passiert, allerdings nur Blech- und Plastikschaden, kann man reparieren.

Oma kocht für die Camper Gulasch und Schlutzkrapfen, dazu gibt es leckeren Wein vom Hof. Wer noch eine Flasche Wein mitnimmt, bekommt den Stellplatz umsonst, jetzt vielleicht nicht mehr. In Brixen haben wir uns noch in einer Metzgerei mit Proviant eingedeckt.

04. September: Auf nach Bozen. Es ist unglaublich, aber von Brixen über Bozen bis Trient und von dort wieder hoch an Meran vorbei bis ins Vinschgau sieht man im Tal nur Äpfel. Und an den Hängen Wein. Einfach aber schön. Bozen hat viele schöne Seiten, aber keine Stellplätze für Wohnmobile, dachten wir. Alles, was das Netz hergab, war nicht für Wohnmobile, oder nur Entsorgung aber nichts zum Parken. Wir haben unseren Carlos dann in einer Industriezone abgestellt, natürlich mit Kralle, und die Stadt zu Fuß erkundet. Auf der Weiterfahrt nach Lana sehen wir auf einmal einen Wohnmobilstellplatz in der Nähe des Flughafens, der allerdings nirgends aufgelistet war. Liegt auch ein Stück ausserhalb. Egal, unser Platz für die nächsten drei Nächte ist auf dem Alpin Fitness Waldcamping in Lana-Völlan. Von Lana geht es noch 400 Höhenmeter auf 6 Kilometer bergan bis Völlan. Macht nicht jedem Spaß, sorgt aber für eine grandiose Aussicht. Der Platz ist genial, terrassenförmig angelegt, es gibt super Sanitäranlagen, mit Musik gegen die unangenenhmen Geräusche und einen 25-Meter-Pool, vielleicht auch nur 20 oder 30, egal, ganz schön lang. Die Gastronomie ist Camperlike einfach, dafür gibt es im Ort leckere Alternativen.

05. September: Wir nehmen den Bike-Shuttle hinunter nach Lana, die Hauptstrasse ohne Radweg ist uns zu gefährlich. Von Lana geht es dann mit dem E-Bike nach Meran, dort treffen wir uns mit Freunden aus unserer Skifahrer-Truppe, die auch gerade in Südtirol Urlaub machen. Trip durch die Altstadt, mit dem Sessellift hoch nach Dorf Tirol, Mittagessen , wieder runter und zurück nach Lana. Die Beschilderung der Radwege ist etwas irreführend, aber wir schaffen es pünktlich zum Bike-Shuttle von Lana nach Völlan. Den wollen aber mehr, als der Neunsitzer verkraftet, also fahren wir mit der ersten Tour nach Tisens und von da mit dem Rad zurück nach Völlan, kann man machen, eine schöne Tour.

06. September: Zur Abwechslung steht Wandern auf dem Plan. Ein gut ausgebauter Weg führt von Völlan zum Völlaner Badl und über die Obertalmühle wieder zurück. Gleich am Ortsausgang Völlan gibt uns eine Bäuerin zwei Äpfel mit auf den Weg, schön. Unterwegs treffen wir einen Mountainbiker, der auf dem Weg zum Gardasee ist. 1.800 Höhenmeter an diesem Tag, seine Königsetappe, Respekt. Zurück in Völlan erriechen, ja das soll so heissen, wir eine Metzgerei: Huber Speck. Den riecht man wirklich schon von weitem. Ein Blick ins Innere sagt uns, da müssen wir nochmal hin. Ein paar Meter weiter auf dem Weg zum Campingplatz eine Grappa-Brennerei: Felsenriss, An so einem Namen kann man doch nicht vorbei, also Boxenstopp. Der Inhaber ist aktuell 28 Jahre alt, seine Eltern haben ein Weingut und er verwertet die Reste zu Grappa und anderen Köstlichkeiten. Gute Idee und vor allem nachhaltig. Da landet natürlich was im Rucksack: Ein Zirbengrappa!

07. September: Erst mal zu Huber Speck. Für ordentlich Speck und Wurst  bezahlen wir einen Preis, der gefühlt bei der Hälfte der deutschen Preise liegt, ist aber auch immer voll da. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir auf dem Baumgartnerhof bei Petra. Eigentlich wollte sie uns gar nicht haben, weil ihre selbstgesetzte Obergrenze bei 7 Meter langen Fahrzeugen liegt, wir haben aber mehr, mit Fahrradträger sogar 8,20 Meter. Wir fahren trotzdem die Serpentinenstraße von Kurtatsch hoch und es lohnt sich. Ein Stellplatz in der ersten Reihe, 3 Meter vor dem Abgrund, dafür ein herrlicher Blick hinunter ins 600 Meter tiefer liegende Tal. Abends Weinverkostung und viel Hintergrundwissen über verfehlte Politik in Südtirol und Italien. Denen geht's nicht besser als uns in Deutschland. Nachts setzt Regen ein.

08. September: Es regnet in Strömen. Petra sagt, wir sollen mit dem Bus nach Neumarkt fahren, da gibt es schöne Laubengänge. Stimmt, aber nach einer Stunde ist man durch. Laut Wetter-App ist in Trient schönes Wetter, also Maske auf, rein in den Zug und runter nach Trento, wie der Italiener sagt. Hier beginnt Italien erst richtig, da spricht keiner mehr deutsch und die Küche ist Bella Italia. Selbst der Platz vor dem Dom ist kaum noch vom Platz vor der Arena di Verona zu unterscheiden. Nachmittags geht es zurück nach Kurtatsch und die Sonne scheint, man muss nur warten können. Wir satteln die E-Bikes und fahren zum Lenzenhof in Graun, ein Buschenschank mit Aussicht bis zum Kalterer See. Den Wurstsalat dort kann man sich allerdings sparen, denn die sparen zu sehr an der Wurst. Ein Abendessen im Goldenen oder Schwarzen Adler, so genau kann man das nicht unterscheiden, kann man aber gut mitnehmen.

09. September: Wir verabschieden uns von Südtirol und fahren durchs Vinschgau hoch zum Reschenpass. Unser Ziel ist der Wohnmobilstellplatz in Nesselwang. Reservieren kann man da nicht aber bei 60 Plätzen wird ja wohl was frei sein. Es geht zäh voran, dieses Mal verursacht durch die Apfelernte und viele kleine Traktoren, die ihre Ware nach Hause transportieren. Unser Reisegewicht ist grenzwertig, deshalb fahren wir mit fast leerem Tank durch Österreich, die sind bei Überladung nämlich gar nicht tolerant. Erst kurz vor der Grenze nach Deutschland wird nochmal vollgetankt, ist dann doch günstiger. Der Stellplatz in Nesselwang ist voll, so ist das nun mal, wenn man am Freitag erst nachmittags ankommt. Da haben erfahrene Wohnmobilisti schon längst die Antenne ausgefahren. Ein paar Kilometer weiter in Wertach bekommen wir einen Platz auf dem Campingplatz Waldesruh. Alles da, inkl. Brötchenservice nur für Frischwasser muss man etwas gehen. Auf die Frage, wo man in Wertach essen gehen kann, meint der Platzbesitzer nur, schaut mal was nach Corona noch auf ist. Wir bekommen einen Tisch im Alpengasthof Hirsch. Während wir aufs Essen warten entdecken wir ein Schild auf dem steht: "Wir verkaufen unsere Deko wegen Geschäftsaufgabe". Schade um das schöne Haus, vielleicht findet sich ja ein Nachfolger. Wird allerdings nicht einfach, denn das Internet hat Wertach noch nicht gefunden.

10. September: In Sonthofen werden noch ein paar Allgäuer Getränkespezialitäten gekauft, Bier aus diversen kleinen Brauereien und Enzian von der Brennerei Turra. Auf die paar Kilo kommt es jetzt auch nicht mehr an. Dann geht die Fahrt weiter nach Riesbürg zur Ringlesmühle. Dort gibt es einen schönen ruhigen Campingplatz im Grünen und mit Brötchenservice sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Bevor wir das genießen können, müssen wir kurz hinter Memmingen die Autobahn verlassen, Vollsperrung, es wäre auch zu schön gewesen. Die letzten Kilometer fahren wir bei strömendem Regen und Sonnenschein, Aprilwetter im September. Abends ein Abstecher mit dem Fahrrad ins nahegelegene Nördlingen. Da ist dieses Wochenende historisches Stadtmauerfest. Die ganze Stadt ist ein historischer Markt mit Ständen und Bühnen und die Einheimischen kleiden sich auch entsprechend. Richtig schön, vor allem, wenn man das wie wir mit Sohn und Schwiegertochter erleben darf.

11. September: Jetzt darf uns keiner mehr aufhalten. Wir schauen noch auf einen Kaffee bei meinem Sohn vorbei. Der hat eine Autowerkstatt und ich habe bei ihm Winterräder für Carlos bestellt. Die sind jetzt auch noch im Stauraum und sorgen auf den letzten 650 Kilometer entgültig für Übergewicht. Aber in Deutschland gibt es ja eine Toleranz von 5%, könnte knapp reichen. Mittagessen (Schäufele) gibt es im Hotel Fichtelgebirgshof in Himmelkron, sehr empfehlenswert, da halten wir fast immer an. Dann gehts weiter Richtung Heimat. Kurz vor 22 Uhr erreicht Carlos weitgehend unbeschadet seinen Stammplatz in Parchim. 2.845 Kilometer stehen jetzt mehr auf der Uhr. Schön war's.